Hafenentkrauten – ein Tag im Wasser 

Hafenentkrauten – ein Tag im Wasser 

Der Arbeitseinsatz zum Hafenentkrauten ist bei mir alljährlich im Fokus. Nicht wegen der lockeren Atmosphäre und dem launigen Ausklang bei Gegrilltem und Getränk. Vielmehr hat die Arbeit unmittelbar mit der Ausübung des Sports zu tun. Wie soll man denn segeln, wenn das Boot  eingewuchert ist.

Im Fokus ist bei mir aber auch immer der Windfinder. Und in diesem Jahr überschnitten sich ein Peak mit dem angesetzten Arbeitseinsatz. Da beides als Ausrede gegen das jeweils andere nicht zugelassen ist, galt es beides miteinander zu arrangieren. So der Plan: im eigentlich abgelegten verschlissenen Winterneo in den PSV und vor der Arbeit eine schnelle Runde nach Caputh. Anschließend ist man schon umgezogen für den Job als „Krautanlander“ Zunächst ging das auf. Schnatternde Gänse in der Saubucht, WSP4 auf gemächlicher Streife und bis auf zwei mitten im Teich ankernde Boote gehört der See mir.

Kurz vor dem Bahndamm lässt abrupt der Druck im Segel nach und ich schmiere nach Luv ab. Im Kentern habe ich noch den knickenden Großbaum wahrgenommen und kann mir dann beim Aufrichten Gedanken machen, wie diese Tour jetzt wohl weitergeht. Der Mast liegt in Luv und es gilt zu vermeiden, dass er so hochkommt. Im Contender bedeutet dies ein unmittelbares Umschlagen zu Leeseite, wenn der Wind unter das Segel greift. Normal mit einem „San Francisco Roll“ genannten Manöver auch vorteilhaft zu händeln. Heute sind da aber zwei zusätzliche Baumenden, die Schäden ins Boot schlagen können. Die beiden mussten dann auch als erstes eingefangen werden, als das Boot sich mit flatterndem Segel aufrichtet. Die Nottakelung sieht dann ein an der Schwertfallklemme abgestütztes Baumende vor, während der Baum selbst händisch angedirkt und dichtgeholt wird. 

Hat was, diese Art zu segeln. Wenn auch ohne Trapez. Bei anderen Lichtverhältnissen bestimmt ein Anblick wie auf Gemälden holländischer Meister. Jedenfalls ist die Fahrt nicht mal langsam und nach anlanden und Boot aufklarieren sind es immer noch 40 min bis zum Hafenenkrauten. Und ich noch in Segelmontur.

Also kurz entschlossen den Vereinscontender eingewassert und noch einmal raus. 

Wieder an Land geht es direkt wieder in den See – als „Krautanlander“. Das Kraut wird von den „Seeharkern“ zugeführt, die einen monströsen Rechen am Motorboot hinterherziehen. Ein gut gefüllter Rechen füllt gerne zwei Schubkarren. Parallel läuft das Leerharken der Bootsstände vom Land und den Stegen aus. Die neu gekürte Vereinsvorsitzende ist mit einem SUP als Prahm im Hafenbecken unterwegs. Auch eine Variante. 

Traditionell gibt nicht der See das Ende des Arbeitseinsatzes vor. Ich glaube, man könnte wochenlang harken. Wobei der langfristige Gedanke hinter der Aktion wohl aufgeht. Die Oberfläche hat das Kraut nicht erreicht und vor allem hat der herausgefischte Müll gegenüber den ersten Jahren deutlich abgenommen. Vielmehr erweitern sich die Aktivitäten an Land bis schließlich der Grill angefeuert ist. Die Anlandezone ist genau angrenzend so das der letzte Rechen genau mit den ersten garen Grillwürsten zusammenfällt.

Gesättig, aufgewärmt stelle ich fest, dass der Wind weiter zugelegt hat. In den Wanten der Jollenkreuzer pfeift es und die Windex  pendeln in kurzen Intervallen um bis zu 60°. Hmmm. Den Contender hatte ich mit aufgerolltem Segel für weitere Interessenten offen stehen gelassen. Die gibt es nicht, bis auf einen – offenbar. Drei Laser und später ein 470er laufen ebenfalls aus.

Bei Westwind gleicht das Auslaufen zwischen großem Steg und der ehemaligen Schilfkante einer Art Wendentango. An der Kante der Holzpflöcke nimmt mir eine dieser 60°Drehungen die Entscheidung zur Wende ab. Problem, ich schaff es nicht unter dem Baum durch und fahre die Wende unkonventionell mit Aufenthalt auf dem Schwert. Weiter geht es mit ein paar Runden über den See bis ich eine Veränderung im Lateralplan bemerke. Der Bolzen des oberen Ruderbeschlags ist gebrochen. Natürlich wieder in Bahndammnähe. Zum Glück ist Clemens auf einem Laser in der Nähe. Allerdings erweist sich das Boot mit dem Ruder an Deck, Pinnenausleger als Leebremse und Gewichtstrimm als steuerbar und ich kann alleine hereinfahren. Wenn auch wieder einmal ohne Trapezbenutzung.

Fazit des Tages. 2 Stunden gesegelt und mehr Material zerbombt als man an einem Tag reparieren kann. Dabei viel Zeit im Wasser verbracht und Spass dabei gehabt.

 Ein Wort noch zu dem Vereinsboot „Nordex“:

Ich werde mir wohl abgewöhnen mit dem Boot bei Druck wie heute rauszugehen. (Die Messwerte auf dem Berg sahen immerhin 29kts auch wenn man da auf dem See ein Drittel abziehen kann…) Jetzt, im direkten Vergleich merkt man dem Boot doch an, dass seine guten schnellen Jahre schon lange zurückliegen. Sehr viel Druck wird von Verformungen in Rumpf und Rigg absorbiert. 

Aber für Einsteiger, für die das Boot ja gedacht ist, bestimmt kein Nachteil. Es gibt genau die Zeit zum Probieren, ohne dass die Reaktionen schon genau passen müssen.

Für mich gilt, der Klügere gibt nach – was erstmal auf dem Wasser im Segelrausch schwerfällt. Und wer nicht nachgibt muss halt reparieren.

Boot ist übrigens längst wieder einsatzklar.

Uwe

auf GER 19 (Nordex)