Nachwuchs-Ixy-Trainingslager Mitte April?
Was sich erst als viel zu kalt anhörte, stellte sich bei näherer Betrachtung als Glücksfall und tolles Erlebnis in jeder Hinsicht heraus.
Zwar sind wir beide (Wolfgang und ich) nicht mehr die Allerjüngsten, da wir uns aber erst im letzten Jahr überhaupt für die Teilnahme an Regatten zusammengefunden haben, gelten wir zumindest für solche Veranstaltungen völlig zu Recht noch als Nachwuchs. Und als solcher waren wir im Karolinenhof e.V. in Berlin-Grünau, als Standortverein für das diesjährige Frühjahrstrainingslager der Ixylon-Klassenvereinigung, bestens aufgehoben.
Gleich vorweg:
Wer, wie ich vom Lande kommend, Berlin als Moloch mit Hochhäusern und Straßenschluchten assoziiert und damit nichts anfangen kann, mag streckenweise damit Recht haben. Aber es gibt auch wirklich sehr schöne Gegenden und dazu gehört das malerische Gebiet um Karolinenhof auf jeden Fall. Hier tragen Badestellen so schöne Namen wie „Bammelecke“. Landschaftlich sehr schön und seglerisch herausfordernd – die Ortsansässigen nennen es „anspruchsvoll“ – aufgrund teilweise begrenzter Wasserbreiten, zahlreicher kleiner Inseln und damit einhergehender ständiger Winddreher, Düsenwirkung und teilweise auch starker Böen, mussten wir uns nach so langer Winterpause erst einmal finden und orientieren. Dies umso mehr, als wir die Plätze im Boot dieses Jahr tauschten, wollten wir beide doch auch einmal die Position des jeweils Anderen kennen lernen und wissen, worauf es dort ankommt und worauf man zu achten hat.
Mit einem geliehenen Boot von Tobias (Ixy 228) kamen wir Freitagabend – es war unser erster Bootstransfer mit Straßentrailer – an und bauten auf, wobei dann auch schon die ersten Fachgespräche, Basteleien und das Wiedersehen mehrerer bekannter Gesichter erfolgten. Für die abendliche Versorgung wurden erstklassige selbstgemachte Pulled-Pork-Burger vom Gastgeberverein aufgefahren, so dass niemand hungrig bleiben musste.
Am Samstag waren wir dann 14 und Sonntag sogar 15 Bootscrews mit drei Trainern in begleitenden Schlaubooten, wobei die Jüngsten teilweise erst 11 Jahre alt waren.
Nach erster theoretischer Einweisung an Land, insbesondere ins praktische Spinnakersegeln und Trapez, ging es nach dem Mittagessen aufs Wasser. Bei erstaunlich warmen ca. 20 Grad Außentemperaturen blieb es trocken und sogar schön sonnig, also ideales Segelwetter. Der Wind war nur auf dem größeren Seddinsee halbwegs (!) stetig, ansonsten hatten wohl alle mit den ständigen Böen und sich drehenden Winden zu tun, wobei einige auch etwas tatkräftigere Hilfe der begleitenden Schlauchboote brauchten, ein Boot sogar von der Wasserwacht, um den Mast wieder aus dem Schlamm zu befreien.
Wir selbst waren weitgehend damit beschäftigt, unsere jeweils neuen Bootspositionen erst einmal zu testen und uns aufeinander einzuspielen, wobei der Schwerpunkt auch darauf lag, die noch einstelligen Wassertemperaturen nicht unbedingt aus erster Hand vollständig zu testen. Für das Trapez war es weitgehend wirklich zu böig, den Spinnaker konnten wir aber mehrfach setzen.
All das klappte erstaunlich gut, so dass wir bei zuletzt doch abflauendem Wind den Rückweg zum Platz antraten und uns das Grill-Buffet zum Abendbrot schmecken ließen. Karolinenhof liegt unter der Ein- bzw. Ausflugschneise des BER und es gab immer wieder Gelegenheit, auch mal ein Gespräch mit abwartenden Blick nach oben, zu unterbrechen. Am Lagerfeuer klang der Abend dann aus, bevor die Flugzeuge sich ver- und wir uns dann schließlich selbst ins Zelt zurückzogen.
Am Sonntag, nach einem herzhaften Frühstück, ging es wieder aufs Wasser, wobei der Wind sich als noch etwas ruppiger als am Vortag zeigte und die Sonne sich nur stellenweise sehen ließ. Vom sehr gut abgelaufenen Vortag vielleicht noch etwas übermütig und ohnehin kein Kind von Traurigkeit, versuchten wir dann auf dem Weg zum Seddinsee den Spi zu setzen, wobei die tragische Betonung auf „Versuch“ liegt. Das brauchte uns nämlich dann doch unsere erste Kenterung der laufenden Saison ein, führte ungewollt aber auch dazu, das Aufrichten des Bootes – hier mit Schlauchboothilfe, in der Fahrrinne und bei entgegen kommendem Schubverband – zu üben.
Nachdem wir dies geschafft hatten, uns einen Steg an windgeschützter Stelle suchten, das gerissene Stahlseil des Baumniederholers notdürftig ersetzten und alles wieder aufgeräumt und geriggt hatten, konnten wir aber noch ein paar Törns auf dem See machen, bevor allgemein zum Rückmarsch gerufen wurde.
An Land – wieder trocken und aufgewärmt – war dann noch ein spätes Mittagessen, die Auswertung der Trainer und allgemeines Einpacken der Boote angesagt, bevor wir den Rückweg am späteren Nachmittag antraten.
Alles in allem ein wirklich sehr gelungenes Wochenende mit sehr netten Leuten (Gastgebern, Trainern und Mitseglern), einem super Gastgeberverein mit top Essen, tollen Trainern – hier gesonderter Dank an Ulf Hollenbach und Uwe Hein -, passendem Wetter und insgesamt einer super Stimmung.
Jederzeit wieder und sehr zu empfehlen.
Thomas B. (Potsdamer Seglerverein)