2022, die 63ste Mannschaftsregatta des SVPA
oder „Torte mal wieder“
Hatte ich mal erwähnt, dass die „Tortenregatta“ für mich zu den kultigsten Veranstaltungen im Revier zählt? Doch hatte ich, hier: https://potsdamerseglerverein.de/torte-2019/
Wo hat man das denn sonst? Der ganze See voller Boote aus 7 Jahrzehnten mit Seglern aus 8 Jahrzehnten, vom Opti bis zum Kielkreuzer, die kreuz und quer durcheinander, gegeneinander und miteinander um Torten fahren. Alles mit bis zuletzt ungewissem Ausgang, da erst die Korrektur mittels Yardstick die Ergebnisse offenbart. Dabei sind dann unendlich schöne, kleine, manchmal skurile Episoden am Rande zu inhalieren:
- Da war dieses Jahr zum Beispiel Wolfgang, der seinen OK Mini durch die Gewässer skipperte. Und zwar ausstaffiert und mit der stoischen Souveränität eines „able Seaman“ aus der guten alten Zeit. Und wenn Dieter auf der Odin mal fehlt, dann wird wirklich etwas fehlen.
- Oder die 3-köpfige Jugendcrew, die die Adlertempest rockte, als wollte sie das mittlerweile 50jährige Bootsdesign auf Foils hieven.
- Oder mein Bruder, der an der Halsentonne nach Beinahekenterung mit anschließendem Hecktreffer durch die Ixylon eine Pirouette drehte und wie ungläubig das überlebt zu haben unter dem mittschiffs flatterndem Segel hervorschaute.
- Oder ein Hauch von Vendee Globe auf dem Templiner See, als der SR 237-Kreutzer nach Havarie am Grossfall mit Notbesegelung die Ziellinie ansteuerte und zum Ende der Regatta noch den 5. Platz holen konnte.
Als Krönung empfand ich aber die „J“, deren Auftritt einen an die britische Marine zur Zeit der Napoleonischen Kriege erinnerte. (Master und Commander lässt grüßen). Es fehlte lediglich die Bootsmannspfeife:
Mr. Boyle ich halte es nunmehr für angemessen, den Genacker zu hissen…
GENACKER! – AYE AYE SIR!
Tüüüühh – üüüüühh – hüüüüt
GENACKER SETZEN!
LOS LOS IHR SCHLAFMÜTZEN HOCH DAMIT!
Zieh – zieh –zieh…
Das strenge Regiment an Bord scheint aber damals wie heute der Schlüssel zum Erfolg gewesen zu sein…, meinen Glückwunsch in diese Richtung auf diesem Wege.
Aber nochmal zurück zum Anfang bzw. etwas vorher. Die PSV-Folklore sah immer eine Mitgliederversammlung am Vorabend vor, an dem die Mannschaften zusammengestellt und gesammelt gemeldet wurden. Nun wechselte in diesem Jahr ein Großteil des Vorstandes und Ereignisse der letzten Mannschaftsregatta hatten für einige Verbitterung gesorgt. Damit wurde die Mail unserer neuen Vorsitzenden, in der eine zum späteren Termin angesetzte Versammlung auf den Vorabend der Torte verschoben wurde, von meiner Seite mit einiger Dankbarkeit aufgenommen.
Was wurde das dann für ein schöner Abend. Kurz und knackig vom Hafenwart moderiert und nicht nur neue Mitglieder hatten Gelegenheit sich den Älteren vorzustellen, sondern auch die Älteren den Neuen.
Unser langjähriger ehemaliger Vorsitzender und mindestens ebenso lange „seine Eminenz“ hinter der „Mannschaftszusammenstellungsstrategie“ gab sich schließlich einen Ruck: „Martin komm mal mit“ und ich bin sicher, dass unser neuer Sportwart „als ein gelehriger Padawan erweisen sich wird“.
Für mich lag der Schlüssel zur Mannschaftsregatta immer darin, den sportlichen Teil – es ist ja eine Regatta –, eher unverkrampft, ohne besonderen Ehrgeiz anzugehen. Auf meinem Level hat man es sowie so nicht wirklich in der Hand:
- Da ist Wahl des Bootes. In diesem Jahr übertraf der Wind auf einmal die Prognosen – beträchtlich. Den antiken Finn anstelle eines Contenders über den Kurs zu bugsieren, wurde so zur Schwerstarbeit.
- Der nach allen Regeln der Segeltheorie richtige Kurs über den See kann im nächsten Augenblick der falsche sein, wenn er plötzlich unter einer Wand von Kielschiffen durch führt.
- Mit einem Verholer, um genau dies zu vermeiden, manövriert man sich regelmäßig in ein völlig ungünstiges Windsystem usw. usw.
Die Wettfahrtleitung tut ebenfalls ihr Möglichstes dazu, die Veranstaltung bloß nicht langweilig werden zu lassen:
- Tonne 4, diesmal das Luvfass und damit auch das Ziel lagen in der „Würfelbecherzone“. In den Böenpausen meldete sich offenbar thermischer Einfluss des nahen Ufers.
- Und sowohl an Start und Zielschiff war heckseitig eine Ankerleine ausgebracht, bei der man das Zutreffen der Definition „ausgedehntes Hindernis“ gemäß der World Sailing Wettfahrtregeln Segeln 2021-2024 diskutieren könnte.
Aber wenigstens gab das sonst notorisch an Schwert (oder Kiel) hängende Kraut in diesem Jahr einigermaßen Ruhe.
Zu Beginn war aber erst einmal mit ganz anderen Widrigkeiten zu kämpfen. Holz arbeitet anscheinend und die Segel-Mast Großbaumkombination, obwohl genauso schon einmal gesegelt, wollte nicht bzw. erst nach gewaltsamen Eingriffen zueinander finden. Damit hieß es sich zur ersten Wettfahrt durch die entgegenkommenden gestarteten Boote hindurch schlängeln, in die Startlinie eintauchen und mit gut zweieinhalb Minuten Verspätung auf den Kurs gehen. Nur auf welchen eigentlich. 3 stehen zur Auswahl auf der Karte. Aber Boote zum hinterherfahren waren genug da, wobei einige irgendwann mal falsch abbogen.
Offenbar war ich aber nicht der einzige Späte: Am Abend wird von Albrecht der versammelten Jollenseglerschaft des PSV zu diesem durchweg von allen verpatzten Start gratuliert werden.
Auch die Bau- und Basteltätigkeiten vor, zwischen, während und nach den Wettfahrten wurden von anderen Besatzungen praktiziert.
Am Ende des Tages stand die Erkenntnis, dass nach vorne hin auch ohne Mistakes drei quasi uneinholbare Boote fahren. Da war gaaanz vorne einsam Hannes Seidel vom SVPA auf Contender, der einmal auf dem Vorwinder, von Tonne 3 kommend, den nächsten Entgegenkommer fragte, ob wir noch mitspielen.
Weiterhin war da ein Laser, der mich mit der Lässigkeit, mit der er immer den richtigen Schlag fand, ganz nervös machte. Bis ich erfuhr, dass es erstens ein ILCA7 war, was erst einmal die Geschwindigkeit erklärte, und dass dieser von Jacob also einem Kadersegler und Vereinskollegen gesteuert wurde.
Drittes Boot war die Ixylon vom SVEW.
In unmittelbarer Nähe fand sich regelmäßig der Pirat mit Malte, der Jugendwärtin und lauter Musike an Bord ein. Mal vor, mal hinter mir durchs Ziel gehend, aber immer mit guter Laune dabei. Und auch die „Tante Dille“ mit Nils und dem Sportwart an Deck schaute gerne mal vorbei. Am Sonntag spielte auch der FD mit.
Genauso zügig, wie die eine Wettfahrt am Sonntag durchgezogen wurde, war auch die Siegerehrung heran. Und bei dieser ist eigentlich immer für jeden Verein eine Torte dabei. Für den PSV waren es 3 in diesem Jahr.
Interesse am Regattasegeln im Revier?
(War nicht ohne Absicht…)
Die nächsten „kultigen“ Revierregatten stehen auch schon an. Da ist am 17./18. Die Herbstregatta in Werder mit 70jährigem Vereinsjubiläum und am Wochenende darauf unser Saubuchtrennen!
Jens-Uwe Herrmann
auf Grünfinnk
Und eines noch von der Stimme aus dem Off „…für den Erfolg in der Zukunft gewiss man Optis brauchen wird…“