Torte 2019
oder die 60ste Mannschaftsregatta des SVPA
Die vom SVPA ausgerichtete Mannschaftsregatta, auch „Tortenregatta“ genannt zählt für mich zu genau den Veranstaltungen, die ich im Revier nicht missen möchte. Da ist vor allem die sehr individuelle Ausrichtung der Regatta mit Kurskarte, Yardstickwertung und dem Mannschaftskonzept mit Startern aus unterschiedlichen Bootsklassen. Zum anderen war die Tortenregatta vor 4 Jahren für mich der Anlass, nach über 25 Jahren mal wieder eine Pinne anzufassen – in einem Finn.
Dieser war aus einer DDR-Hinterlassenschaft für die Freitagssegelei angeschafft worden und trägt mittlerweile den Namen FINNdling (und in der Tat segelt er sich original wie ein Stein…).
Wie jedes Mal begann die Regatta im PSV bereits am Abend vorher mit einem Vereinsabend und dem Ritual, die chancenreichste Kombination aus Jolle, Jollenkreuzer, Kielboot und Opti zu finden. Als Problem erwies sich, wie vor genau 4 Jahren schon, dass sich kein Kielboot im PSV für diese Veranstaltung motivieren ließ. Ich ging jedenfalls, wie damals, als Einzelstarter (und damit gewissermaßen tiefenentspannt) ins Rennen – und zwar wieder in einem Finn.
Ulf war so freundlich mir sein Boot zur Verfügung zu stellen. Mit Blick auf die Windprognosen hatte ich diese Bootsklasse meinem Contender vorgezogen – wegen der bequemeren Sitzposition. Die Spekulation auf einen ebenso komfortablen Yardstick ging allerdings nicht auf. Dieser Finn trägt einen Carbonmast und hat damit einen Yardstick von 110.
Der SVPA hatte für seine 60te Jubiläumsregatta ein straffes Rahmenprogramm vorgesehen, uns so wurden die Klassen bei schönstem Sonnenschein aber labilen Windbedingungen pünktlich und zügig durchgestartet. Als alle auf der ersten Kreuz waren, brach dann das Windfeld mal komplett zusammen. Während die Dickschiffe wie angetackert auf ihren Positionen verharrten, versuchten einige Jollen durch hektische Wendemanöver noch irgendetwas zu erzwingen. Insgeheim warteten aber wohl alle auf Abbruch. Die Wettfahrtleitung wartete in Seelenruhe noch etwas länger und die Luftbewegung setzte wieder ein. Allerdings war sich der Wind zu seiner Richtung noch unschlüssig. Mein Segel kam mir entgegen und als nächstes schwamm ich um das Heck herum zum Schwert. Leider verbleibt, im Unterschied zum Contender, bei einem Finn nach so einer Aktion eine ordentliche Portion Wasser im Boot. Am Ende zeigte sich aber, dass es vielleicht nicht die verkehrteste Strategie war, mit dem Schwamm in der Hand ohne groß zu gucken oder etwa nachzudenken, einfach stumpf den Kurs abzusegeln. Gemessen am Können sind die Ergebnisse der 1. Wettfahrt für einige Mitsegler schon recht eigenartig sortiert. Zumindest bei den Jollen. Andere der üblichen Verdächtigen scheinen auch bei diesen Bedingungen den Durchblick behalten zu haben. Der Yardstick tat sein Übriges und in Führung lag nun ein Laser 4.7 gefolgt von Laser Standard.
„Vereinsmannschaften First“ hieß es für den Einzelstarter im Finn beim Start zum zweiten Rennen und ich passierte dicht am Schiff im Kielwasser der Ixylon die Linie. Hinter dieser weiter her zu fahren schien mir aber doch etwas unbefriedigend. Ein Check der Wendefreiheit und ich legte um. Leider „denke“ ich noch nicht Finn und statt nach einem ultrakurzen Verholer wieder zurückzuwenden zog es mich so schön mit freiem Wind weiter Richtung Bahndamm. Das Feld legte um, der Wind drehte hoch und ich hatte nun die volle Wand aus Segeln in Luv über mir. Einige konnten bereits die Tonne anliegen. Hier gab es kein Entrinnen mehr, blieb nur noch „Arbeit“ auf den Raumschenkeln. Was man nicht im Kopf hat, muss man halt in den Armen haben – oder so ähnlich.
Nach dieser Wettfahrt war erst einmal Schluss für den Tag – zumindest mit Segelboot fahren. Der SVPA hatte eine neue Disziplin mit ins Programm genommen: Mannschafts-SUP-Paddeln. Ein Heidenspaß, anscheinend nicht nur für die Zuschauer. Der Abend klang dann weiter mit einem liebevoll gestalteten und wirklich gelungenem Rahmenprogramm im SVPA aus.
Der nächste Tag sah wieder Sonnenschein, Südwestwind und zwar etwas mehr. Zwei Rennen wurden gesegelt. Dann stand PSV/SGS als Sieger von 14 Mannschaften fest. Zum 60.Jubiläum verblieb nun sogar der Pokal im PSV!
Ich gratuliere unserer erfolgreichen Mannschaft mit dem Kielboot von SGSP.
Hm, ein persönliches Wort noch hinter diesem Abschluss:
Das Seefahrervolk, von dem wir Segler abstammen, ist ja ein abergläubisches Volk. Vor diesem 60. Jubiläum wurde die Mannschaftsregatta vom PSV zuletzt 2015 gewonnen. Genau 4 Jahre ist es her. Und da ist mir eine Parallele aufgefallen, an der man aber nicht festhalten sollte. Die Sache mit dem Kielboot. Ich denke es ist wohl an der Zeit für Überlegungen, ein vereinseigenes Kielboot zu unterhalten. Für die Freitagssegler, die Jugend und eben die Mannschaftsregatta. Alternativen zu Kajütlastigen Seekreuzern schwimmen inzwischen auch reichlich im Revier. Tempest, Dyas…evtl. ist inzwischen auch etwas aus dem Hause „J“ zu bekommen.
Auch ein 2.4mR ist ein Kielboot! Und im Sinne des in unserem Sport stärker werdenden Inclusionsgedankens wird sich wohl niemand gegen dessen Verbreitung bis in die Mannschaftsregatta hinein sperren.
Wenn nun auch dem Aberglauben Genüge getan werden muss, dann fahre ich halt weiter als Einzelstarter Finn…
Jens-Uwe Herrmann